Das persönliche Eintrittsgespräch in den Kircheneintrittsstellen dient dem gegenseitigen Kennenlernen.

Das persönliche Eintrittsgespräch in den Kircheneintrittsstellen dient dem gegenseitigen Kennenlernen.

Bild: iStock-fitzkes

Kircheneintritt

Aus 4 mach 44

Die Kircheneintrittsstelle Nürnberg schließt Ende des Jahres 2024. Doch damit ist das Thema Kircheneintritt nicht vom Tisch. Statt vier Pfarrerinnen und Pfarrern stehen nun vierundvierzig in ganz Bayern für Eintrittsgespräche zur Verfügung.

Im Interview berichtet Elfriede Bezold-Löhr, bisherige Pfarrerin in der Nürnberger Kircheneintrittsstelle, von ihrer Arbeit und erklärt, wie es in Zukunft weitergeht.

Frau Bezold-Löhr, seit Mai 2021 leiten Sie die Kircheneintrittsstelle in Nürnberg, Was war für Sie das Besondere an dieser Aufgabe?

Elfriede Bezold-Löhr: Dass es neben den Pfarrämtern andere Orte gibt, wo Leute hinkommen können, um erstmals oder wieder in die Evangelische Kirche einzutreten – dieses Angebot fand ich schon immer wertvoll. Der Zugang zu diesen anderen Orten ist leicht, man kann da ganz ‚diskret‘ anfragen. Gerade dann, wenn man erst einmal reden und seine Gedanken zu Kirche und Glauben sortieren möchte. Im Frühling 2021 hatte sich für mich die Chance eröffnet, in der Kircheneintrittsstelle Nürnberg zu arbeiten und sie zu leiten. Das war vom ersten Tag an eine Art ‚Traumstelle‘ für mich. Besonders gespannt war ich auf die Kontakte und den Austausch mit den Leuten. Welche Erfahrungen mit Kirche würden sie mitbringen? Was würden sie kritisch anmerken? Welche Hoffnungen und Erwartungen würden sie mit ihrem Eintritt in die Kirche verbinden?

Gibt es Begegnungen, die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben sind?

Elfriede Bezold-Löhr: Ja, die gibt es. Einmal kam eine alte Dame. Über Jahrzehnte der Kirche hochverbunden. Sie wollte mir erklären, warum sie jetzt in hohem Alter austritt. Ihre Gründe waren sorgsam reflektiert, es war kein Schritt im Affekt. Dieses Gespräch hat mich im Nachgang tagelang beschäftigt. Zu hören, dass die seelischen Verletzungen, die sie in der Kirche immer wieder erlebt hat, für diese Frau den Ausschlag gegeben haben, sich aus der evangelischen Kirche zu verabschieden – das tut weh. „Meinen Glauben gebe ich nicht auf. Ich möchte mit meinem Austritt ein Signal setzen“ – das war ihr Anliegen.

Ebenso deutlich ist mir ein junger Mann im Gedächtnis geblieben. Er hatte für ein deutsches Unternehmen mehrere Jahre lang erfolgreich in Indien gearbeitet. Jetzt war er gerade mit seiner Frau nach Deutschland zurückgekehrt und war Vater einer kleinen Tochter geworden. Er sagte, dass er das Leben in Deutschland mit seinen vielen positiven Seiten und Sicherheiten ganz neu wahrnehme und jetzt erst richtig schätze. Und er wünsche sich, dass seine Tochter in einer Welt aufwächst, wo Gerechtigkeit und andere christlich begründete Werte Bedeutung haben. Daher wolle er wieder in die evangelische Kirche eintreten und auch gleich über die Taufe seiner Tochter sprechen.

Elfriede Bezold-Löhr, Bild: © Elisa Hammerbacher

Bild: Elisa Hammerbacher

Elfriede Bezold-Löhr

Elfriede Bezold-Löhr leitet die Kircheneintrittsstelle in Nürnberg im Haus ‚eckstein‘. Dieses Büro wird zum Jahresende 2024 geschlossen. Trotzdem ist Pfarrerin E. Bezold-Löhr weiterhin gern für Sie da, wenn Sie Fragen zum Kircheneintritt, Kirchenaustritt und zur Kirchenmitgliedschaft haben - sei es telefonisch (0173 – 342 80 95) oder per Mail.

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Wie viele Menschen sind in Ihrer Zeit über Ihre Stelle in die evangelische Kirche eingetreten?

Elfriede Bezold-Löhr: Direkt hier in der Kircheneintrittstselle sind in der Zeit meiner Leitung von Mai 2021 bis September 2024 insgesamt 320 Kinder, Männer und Frauen eingetreten. Überblickt man die gesamte Zeit von 2006 bis 2024, in der die Kircheneintrittsstelle Nürnberg bestanden hat, können wir uns über ziemlich genau 2.500 Kircheneintritte freuen.

In Zukunft geht die Evangelische Landeskirche mit dem Kircheneintritt neue Wege. Wie wird das aussehen?

Elfriede Bezold-Löhr: „Aus vier mach vierundvierzig“ – so könnte man die Entwicklung beschreiben. Bis 2023 gab es mit Anlaufstellen in Augsburg, Regensburg, München und Nürnberg vier Kircheneintrittsstellen in Bayern. Seit Oktober 2023 ist die Nürnberger Eintrittsstelle als ‚Flaggschiff‘ solo unterwegs. Aber dieses Flaggschiff wird schon jetzt von mehr als vierundvierzig ‚Beibooten‘ begleitet. Denn es gibt vierundvierzig Pfarrerinnen und Pfarrer, die inzwischen in ganz Bayern als ‚Netzwerk-Pfarrerinnen und -Pfarrer‘ für die Leute da sind. Sie bieten Eintrittsgespräche über ihre Gemeindegrenzen hinaus an. Gemeinsam bilden sie das ‚Bayernweite Netzwerk Kircheneintritt‘, im Internet findet man sie unter www.zurueckzurkirche.de.

 

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An wen können sich kircheneintrittswillige Personen, die keinen Bezug zu einer Kirchengemeinde haben, in Zukunft wenden?

Elfriede Bezold-Löhr: Gerade für diese Leute sind die Pfarrerinnen und Pfarrer im bayernweiten "Netzwerk Kircheneneintritt‘ da. Diese Entscheidung ist ja in vielen Fällen ein Schritt, der gern im Stillen gegangen wird. Da hilft es manchem, wenn er sich an einen Pfarrer oder eine Pfarrerin wenden kann, die etwas weiter weg wohnt – man ist dadurch etwas geschützter. Auch wenn die Kircheneintrittsstelle Nürnberg zum 31.12.2024 schließt – es stehen künftig mit dem ‚Bayernweiten Netzwerk Kircheneintritt‘ von Coburg im Norden bis Bad Tölz im Süden und von Rothenburg im Westen bis Cham im Osten zahlreiche Kolleginnen und Kollegen gern für Eintrittsgespräche außerhalb der eigenen Kirchengemeinde zur Verfügung.

Auch wenn es in Zukunft keine Kircheneintrittsstellen mehr gibt – Was sollte beibehalten werden?

Elfriede Bezold-Löhr: Die Möglichkeit, dass man auch außerhalb der eigenen Kirchengemeinde am Ort ganz einfach Mitglied der Evangelischen Kirche in Bayern werden kann, sollte auf jeden Fall beibehalten werden. Religion und Glaube sind in Deutschland Themen, die für viele Menschen sehr persönliche sind. Manche schätzen daher die Diskretion und den Schutz, den diese zusätzlichen Eintritts-Räume bieten. Noch ein anderer Gesichtspunkt ist mir wichtig: Oftmals fehlt den Leuten der Zugang zum Ortspfarramt völlig. Auch da kann die Chance, über die Internet-Suche eine Pfarrerin zu finden, bei der man eintreten kann, hilfreich sein.

Wie geht es ab Januar 2025 für Sie weiter? 

Elfriede Bezold-Löhr: Ich bleibe auch künftig Ansprechpartnerin für alle Fragen rund um Kircheneintritt, Kirchenaustritt und Kirchenmitgliedschaft im weiteren Sinn. Denn diese Themen bleiben wichtig. Jeder kann mich anrufen – auch interessierte Bürgerinnen und Bürger, die der Kirche reserviert gegenüberstehen oder Fragen haben. Ich stehe jederzeit für den persönlichen Austausch zur Verfügung. Sehr gern komme ich für diese Themen auch zu Vorträgen oder Workshops zu BürgermeisterInnen, DekanInnen, Gemeinderäten und in Pfarrkonferenzen. Wo immer die Frage laut wird, „wie das aktuell so ist mit den Eintritten und den Austritten bei der Evangelischen Kirche“ und wie man positiv auf die aktuelle Situation reagieren kann – ein Anruf oder eine Mail an mich genügt und wir sind im Gespräch.

13.02.2024
ELKB

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Ansprechpartnerin für Kircheneintritt Nürnberg

Lidia Barth, Elfriede Bezold-Löhr, Annette Lichtenfeld

Lidia Barth, Elfriede Bezold-Löhr, Annette Lichtenfeld

erreichbar über: i-punkt Nürnberg
Burgstraße 1-3
90403 Nürnberg

Tel.: 0911 / 2142140
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